Sanieren statt aussitzen! Wer grüne Investitionen in die Zukunft schiebt, riskiert „Stranded Assets“

Bild eines alten Hauses am Strand.

Die drastischen Energiepreissteigerungen zwischen 2021 und 2022, mit deutlichen Anstiegen bei Strom, Gas und Heizöl, stellen Unternehmen vor enorme finanzielle Herausforderungen. Für viele bedeutet dies, dass Investitionen, gerade in grüne Technologien, zurückgestellt werden – ein fataler Fehler. Im Immobiliensektor verschärfen zusätzlich gestiegene Bau- und Finanzierungskosten die Lage erheblich. Gleichzeitig erhöhen gesetzliche Vorgaben wie CO2-Steuern und die Sanierungspflicht für Nichtwohngebäude dringend den Handlungsdruck: Bis 2027 müssen Gebäude mindestens die Energieeffizienzklasse F und bis 2030 Klasse E erreichen.

Die Vermeidung von Investitionen in energetische Modernisierung kann zur Entstehung sogenannter „Stranded Assets“ führen – Immobilien, deren Wert aufgrund mangelnder Nachhaltigkeit sinkt und die zukünftig mit erheblichen Abschlägen bewertet werden. Besonders Gewerbeimmobilien mit großen zusammenhängenden Flächen bieten durch gezielte Maßnahmen wie den Ausbau von Photovoltaik oder smarte Verbrauchserfassung großes Einsparpotenzial. Die energieeffiziente Bewirtschaftung ist dabei entscheidend: Moderne Technologien wie Smart- und Submetering ermöglichen eine nahezu Echtzeit-Erfassung von Verbrauchsdaten und helfen, ineffiziente Nutzung frühzeitig zu erkennen.

Zur Bewertung und Steuerung von Nachhaltigkeitsstrategien bietet das international anerkannte Scoring-Modell GRESB wichtige Vergleichswerte für Bestandsimmobilien, da bislang vergleichbare Zertifizierungen für bestehende Gebäude fehlen. Nachhaltige Modernisierung sollte sich dabei zunächst auf die „Worst Performing Assets“ konzentrieren, um die größtmögliche Hebelwirkung zu erzielen.

Zudem gewinnen sogenannte Green Leases – also nachhaltige Mietverträge, die Mieter und Vermieter zu energieeffizienter Nutzung verpflichten – immer mehr an Bedeutung. Unternehmen wie Aurelis Real Estate setzen innovative Lösungen um, etwa durch eigene Energiegesellschaften und Eigenproduktion von grünem Strom auf Dachflächen, um eine signifikante CO2-Reduktion zu erreichen.

Aktuelle Umfragen zeigen noch großen Nachholbedarf in der nachhaltigen Bewirtschaftung von Immobilien, z.B. beim ressourcenschonenden Einkauf oder der Instandhaltung von Anlagen. Doch der steigende rechtliche und gesellschaftliche Druck wird die Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit beschleunigen.

Fazit: Eine frühzeitige und umfassende energetische Sanierung bestehender Immobilien ist unverzichtbar, um sowohl ökologische als auch ökonomische Ziele zu erreichen, Neubauten zu reduzieren und das Ziel der Netto-Treibhausgasneutralität bis 2045 zu verwirklichen. Die Sanierungspflicht und staatliche Förderungen bieten dafür aktuell die besten Rahmenbedingungen.

Quelle:
Handelsblatt Journal Immobilienwirtschaft, Gastbeitrag von Dr. Joachim Wieland, CEO Aurelis Real Estate GmbH, Oktober 2022
Link:
https://live.handelsblatt.com/sanieren-statt-aussitzen/
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Markus Kambeck

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