Fortschritte und Hindernisse bei der Einführung der digitalen Bauakte in deutschen Kommunen

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Die Einführung der digitalen Bauakte in Deutschland schreitet nur schleppend voran. Obwohl die Bundesregierung mit dem Onlinezugangsgesetz eine bundesweite Plattform für digitale Bauanträge geschaffen hat, nutzen bisher nur sieben der 16 Bundesländer diese einheitliche Lösung aktiv. Viele Kommunen setzen stattdessen auf eigene, individuelle Systeme, was die Einheitlichkeit im Genehmigungsverfahren erschwert.

Tine Fuchs vom ZIA hebt hervor, dass das Onlinezugangsgesetz eine wichtige Grundlage für die digitale Infrastruktur schafft. Dennoch sind die tatsächlichen Implementierungen der digitalen Bauakte in den Kommunen noch begrenzt. Die Plattform bietet die Möglichkeit, alle Planungsverfahren digital abzuwickeln, doch nur ein Bruchteil der verfügbaren Potenziale wird aktuell genutzt.

Die Praxis eines eigenständigen kommunalen Projekts zeigt Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier auf. Seit 2018 setzt Schwerin eine digitale Bauakte ein, die den Genehmigungsprozess erheblich beschleunigt: Die durchschnittliche Dauer einer Baugenehmigung konnte von 28 auf fünf Wochen verkürzt werden. Das Projekt wurde in einem agilen Prozess mit rund 250.000 Euro realisiert und dient inzwischen auch anderen Kommunen als Vorbild.

Anders verfolgt Bernd Rubelt, Beigeordneter in Potsdam, einen kooperativen Ansatz mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern. Hier wird die digitale Bauakte gemeinsam mit dem Land umgesetzt und gegenwärtig im „stillen Echtbetrieb“ getestet. Er nennt die uneinheitlichen Landesbauordnungen als zentrales Problem, das eine parallele Bearbeitung von digitalen und analogen Anträgen erforderlich macht. Die geringe Disruptionsfähigkeit und der Mangel an Mut bremsen die flächendeckende Digitalisierung.

Insgesamt zeigt sich: Trotz positiver Einzelerfolge bremst die Uneinheitlichkeit in den Rechtsgrundlagen sowie ein Mangel an bundesweiter Koordination den Fortschritt der digitalen Bauakte erheblich. Einheitliche Standards und eine stärkere Vernetzung zwischen Bund, Ländern und Kommunen sind notwendig, um die Vorteile der Digitalisierung im Bauwesen umfassend zu realisieren.

Quelle:
Haufe Online Redaktion – „Digitale Bauakte: 3 Fragen an 3 Experten“, Juni 2025
Link:
https://www.haufe.de/immobilien/wirtschaft-politik/digitale-bauakte-3-fragen-an-3-experten_84342_654524.html
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Markus Kambeck

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