In der österreichischen Immobilienbranche spielt die Integration von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) eine immer zentralere Rolle bei Investitionsentscheidungen. Beim 3. ESG Talk an der FH Wien trafen sich Experten aus unterschiedlichen Bereichen, um aktuelle Herausforderungen und innovative Lösungsansätze in der nachhaltigen Immobilienentwicklung zu diskutieren.
Gerald Beck von der Bundesimmobiliengesellschaft betonte die ganzheitliche Bedeutung von Nachhaltigkeit: Sie ist heute kein isolierter Faktor mehr, sondern prägt sämtliche Unternehmensbereiche und erfordert ein Umdenken auf allen Ebenen. Dabei hebt er kritisch hervor, dass viele Unternehmen zwar Nachhaltigkeit kommunizieren, die tatsächliche Umsetzung jedoch oft noch hinter den Ansprüchen zurückbleibt. Die Bundesimmobiliengesellschaft setzt hier Maßstäbe, indem sie einen flächendeckenden und echten Ansatz verfolgt, der über reines Greenwashing hinausgeht.
Peter Engert von der ÖGNI fokussierte auf die transformative Kraft nachhaltiger Finanzierungsmodelle. Für ihn ist es essenziell, dass Finanzierung nicht nur ökologische, sondern auch soziale Aspekte berücksichtigt – etwa indem Betriebskosten für Mieter reduziert werden. Er plädierte dafür, über reine Regulatorik hinauszugehen und nachhaltige Immobilienentwicklung stets mit Blick auf die Menschen zu gestalten.
Auch die Ausbildung spielt eine wichtige Rolle: Klemens Braunisch von der FH Wien erläuterte, dass Nachhaltigkeitsthemen verstärkt in die Curricula integriert werden. Die Studierenden erfahren dadurch frühzeitig, wie entscheidend nachhaltiges Bauen und Wirtschaften für ihre zukünftige Arbeit sind.
Von Seiten der Finanzwirtschaft zeigte sich bei der Raiffeisen Bank International, wie ESG Investing traditionelle Finanzierungsmethoden erweitert. Eva-Maria Hammerschmid und Klaus Michal berichteten von der engen Zusammenarbeit verschiedener Teams, um nachhaltige Immobilienprojekte zu fördern. Dabei verfolgen sie das Ziel, nicht nur Kunden bei der Erreichung nachhaltiger Ziele zu unterstützen, sondern auch die eigenen CO2-Emissionen ausfinanzierter Projekte zu reduzieren – ein gemeinsamer Prozess.
Ein innovativer Ansatz bei der Dekarbonisierung ist die Modulbauweise, die Raphael Lughammer von der LZH Group vorstellte. Besonders wirtschaftlich lohnt sich diese Bauform bei größeren Projekten. Zugleich betonte Lughammer die Wichtigkeit, Fehler als Lernchancen zu sehen und die Offenheit der jüngeren Generation als Schlüssel zur Weiterentwicklung nachhaltiger Bauweisen.
Zentral ist zudem der interdisziplinäre Austausch: Verschiedene Perspektiven zusammenzuführen, eröffnet neue Lösungsräume und fördert die Entwicklung zukunftsfähiger Strategien.
Die Implementierung von Green Building Standards erfordert neben technischen Innovationen auch eine positive Fehlerkultur und kontinuierliche Lernbereitschaft. Die FH Wien als Veranstaltungsort zeigte eindrucksvoll, wie Forschung und Praxis Hand in Hand gehen, um nachhaltige Immobilienkonzepte voranzubringen.
Fazit:
Der ESG Talk verdeutlicht, dass die österreichische Immobilienbranche Nachhaltigkeit ernst nimmt und aktiv innovative Wege sucht, um ökologische, ökonomische und soziale Herausforderungen ganzheitlich zu meistern. ESG-Prinzipien sind längst keine Zukunftsvision mehr, sondern gelebte Realität, die die Branche transformiert und neue Chancen eröffnet.


