Cybersicherheit mit Augenmaß – Versorgungssicherheit und Energiewende nicht gefährden

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Cybersicherheit spielt eine zentrale Rolle im Schutz der Energiewirtschaft vor Hackerangriffen. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) warnen jedoch vor den Risiken einer zu starken Regulierung durch den Entwurf des § 41 BSIG im Rahmen des NIS2-Umsetzungs- und Cybersicherheitsgesetzes. Statt die Sicherheit zu erhöhen, könnten massive bürokratische Hürden den Netzausbau und die Digitalisierung verzögern.

Die Energiebranche unterstützt das Ziel, kritische IT-Komponenten besser abzusichern und Abhängigkeiten von Herstellern aus Drittstaaten zu reduzieren. Allerdings sei die Übertragung von Prüfverfahren aus dem Telekommunikationssektor auf die Energieversorgung wenig praktikabel, da im Energiesektor hunderte Unternehmen mit tausenden Komponenten betroffen sind, was deutlich komplexer ist.

Besonders problematisch ist das rückwirkende Verbot bereits eingesetzter Komponenten ohne zwingenden Sicherheitsgrund. Dies würde bestehende Systeme stark beeinträchtigen, Investitionen entwerten und Projekte behindern. Zudem wäre ein jährliches Meldeverfahren mit tausenden Verwaltungsakten ohne erkennbaren Nutzen verbunden.

Die Verbände kritisieren auch die nationale Einseitigkeit der Regulierung ohne europäische Abstimmung. Eine Marktverengung auf wenige Hersteller könnte Oligopole schaffen, die Versorgungssicherheit, Innovation und Preiskompetenz gefährden.

Um die Cybersicherheit wirksam zu stärken und gleichzeitig Versorgung und Planungssicherheit zu gewährleisten, fordern BDEW und VKU unter anderem:
– Bestandsschutz ohne rückwirkende Verbote ohne zwingenden Grund
– Vereinfachung oder Streichung des Anzeigeverfahrens zugunsten von Black- oder Whitelists
– Klare Übergangs- und Harmonisierungsregelungen mit europäischem Bezug
– Eine europäische, einheitliche Regulierung statt nationaler Alleingänge

Die Vorsitzende der BDEW, Kerstin Andreae, betont die Notwendigkeit praktikabler, risikobasierter Lösungen, um Planungssicherheit zu schaffen. Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer, unterstreicht, dass Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit nur durch Bestandsschutz und europäische Harmonisierung zusammengebracht werden können. Andernfalls drohten Versorgungsengpässe und Verzögerungen der Energiewende.