In der August-Ausschreibung 2024 für Windenergieanlagen auf See sind überraschenderweise keine Gebote eingegangen. Die Bundesnetzagentur hatte die Flächen N-10.1 und N-10.2 mit einem Volumen von 2.500 MW ausgeschrieben, deren geplante Inbetriebnahmen in den Jahren 2030 und 2031 vorgesehen sind. Die Ausschreibung erfolgte ohne EEG-Förderung und basierte auf einem verdeckten Auktionsverfahren mit eher komplexen Bewertungskriterien. Diese Flächen sollen nun neu ausgeschrieben werden, allerdings nicht vor Juni 2026.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sieht diese Entwicklung als alarmierendes Signal. Vorsitzende Kerstin Andreae erklärt, dass die Risiken für Offshore-Windpark-Entwickler deutlich zugenommen haben. Faktoren wie gestiegene Projekt- und Kapitalkosten durch geopolitische Spannungen, Lieferkettenengpässe sowie schwer prognostizierbare Strommarktpreise erschweren die Investitionsbereitschaft. Zusätzlich reduzieren hohe Bebauungsdichten die Volllaststunden durch Abschattungseffekte, was die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigt.
Aus diesen Gründen fordert der BDEW eine umfassende Reform des Windenergie-auf-See-Gesetzes (WindSeeG). In ihrem Positionspapier von Juli 2025 schlagen sie vor, mehr Investitionssicherheit, Kosteneffizienz sowie eine größere Akteursvielfalt zu schaffen. Besonders wichtig ist der Wechsel zu zweiseitigen Contracts for Difference (CfDs) statt rein marktbasierter Power Purchase Agreements (PPA), ohne PPA komplett auszuschließen. Zudem soll die Bebauungsdichte reduziert werden, idealerweise auf unter 10 MW pro Quadratkilometer, um die negativen Abschattungseffekte zu minimieren und höhere Volllaststunden zu ermöglichen.
Das Fraunhofer-Institut analysierte die betroffenen Flächen und stellte fest, dass bei einer zu hohen Leistungsdichte die Volllaststunden deutlich sinken im Vergleich zu bestehenden Offshore-Windparks, die zwischen 3.300 bis 4.500 Volllaststunden erreichen. Eine Reform würde helfen, nachhaltige Investitionen in die Offshore-Windenergie, Netzanbindungssysteme und relevante Infrastruktur wie Häfen und Lieferketten zu sichern. So könne Deutschland seine ehrgeizigen Ausbauziele erreichen und gleichzeitig Arbeitsplätze in der Branche stärken.